„Wir Menschen können nie gesünder sein als die Pflanzen und Tiere, von denen wir unsere Nahrung beziehen. Und wenn wir wirklich heilen wollen, dann haben wir dort anzufangen“, sagte einst Bio-Pionier Hans Peter Rusch. Diese Aussage hat sich Familie Lingenhel als Leitspruch erwählt: 1990 übernahm Karl Lingenhel den Hof in vierter Generation, neun Jahre später stellten er und seine Frau Agathe auf eine biologische Bewirtschaftung um. „Wir haben es einfach probiert und geschaut, wo es uns hinführt. Wenn Freude am Tun dabei ist, dann ist es keine Arbeit“, erzählte Karl Lingenhel.

Natürlich gewachsen
Der Rest ist (Erfolgs-)Geschichte: In den 2000er Jahren kamen eine Brennerei, eine PV- sowie Solaranlage hinzu. 2011 folgte der große Um- und Zubau des Stalls mit begrüntem Dach und Tretmistfläche. 2016 baute die Familie ihr Angebot für Besucher:innen aus: Im ursprünglichen Stall entstanden ein Seminarraum für 50 Personen, eine Erlebnisküche und ein Bio- sowie Hofladen. „Wir haben mit der Direktvermarktung von Schnaps begonnen und unser Sortiment immer weiter ausgebaut: Seien es nun Lebensmittel oder Kursangebote – das kam ganz von selbst. Natürlich war es eine Herausforderung, aber sie gab auch Kraft“, so Agathe Lingenhel.

Ausgezeichneter Familienbetrieb
Der Biohof erhielt zahlreiche Zertifikate und Prämierungen, unter anderem den Zukunftspreis „i luag druf“ 2018. Ein Jahr später folgte der Höhepunkt: der europaweit anerkannte CERES AWARD „Landwirt des Jahres 2019“. „Der Weg bis dahin war nicht einfach. Als wir damals auf den biologischen Anbau umstellten, erzählten wir niemandem davon. Eine solche Auszeichnung ist eine schöne Bestätigung für den eingeschlagenen Weg“, wusste Karl Lingenhel.

Seit zwei Jahren trägt der Hof das Qualitätssiegel „Demeter“. Nach dessen ganzheitlichen nachhaltigen Maßstäben bewirtschaften Karl und Agathe Lingenhel mit zwei ihrer vier Kinder rund 23 Hektar Fläche. Der Hof ist ein klassischer Heumilchbetrieb mit gehörntem Montafoner Braunvieh. „Wir leben und arbeiten im Kreislauf mit der Natur. Der Boden ist unser kostbarstes Gut“, gab Karl Einblick in die Haltungsweise.

Öffnung für Gäste
Im Hofladen vertreibt die Familie ihre eigenen Bio-Produkte wie Milch- und Obsterzeugnisse sowie Bier. Der Bioladen mit Nachfüllstation erweitert das Sortiment an Bio-Lebensmitteln und -Artikeln. Zusätzlich bietet der Hof mit der „Schule am Biohof“ ein vielfältiges Vermittlungsprogramm für Kinder sowie Koch-, Backkurse in der Erlebnisküche und Workshops zum Thema Räuchern. Der Seminarraum steht für Firmenveranstaltungen und Feiern zur Verfügung. „Die Menschen kamen immer gern zu uns. Sie interessierten sich für das, was hier passiert. Uns freute das Interesse und so entstanden Angebote und Kurse, in denen wir unser Wissen weitergeben und nachhaltige Impulse setzen“, schilderte Agathe Lingenhel.

Authentisches Erlebnis als Stärke
Mit der Übergabe des Hofes diesen Sommer an Tochter Laura (26) ist ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft getan. „Gerade diese Vielfalt an familiengeführten Betrieben macht das Tourismusland Vorarlberg aus. Und diese Qualität des individuellen Schaffens zu erhalten, ist unser Anliegen“, erläuterte Joachim Kresser, stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Strategie von Vorarlberg Tourismus. Die Tourismusstrategie 2030 rücke solche Orte und Räume für das gute Leben ins Zentrum. Die Vision sei dabei Authentizität, schloss GVA-Koordinatorin Annemarie Felder an: „Es geht nicht darum, ein eigenes Angebot für die Gäste zu schaffen, sondern sie am echten Leben teilhaben zu lassen – das macht ein authentisches Erlebnis wie hier am Demeter Biohof Lingenhel aus.“